Das Kunst & Kultur Zentrum aus der Sicht des Organisators

 Als Nail Amca und Halet Hanım 1998 die Verwaltung des Ausstellungshauses unserem Verein übertrugen, fiel diese Aufgabe mir zu. Völlig unerfahren als „Galerist“ erdrückte mich die übernommene Verantwortung zunächst. Meine ersten Lektionen lernte ich während der Vorbereitung zu der Eröffnungsfeier und deren erfolgreicher Durchführung. Was alles mußte nicht bedacht werden, im Stillen machte ich mir ständig Notizen, die sich in den nächsten Jahren als unschätzbar erwiesen. Und ich hatte gute Lehrer in Nail Amca und Halet Hanım. Umsichtige und vorausschauende Vorbereitung ist ein Grundstein für eine erfolgreiche Ausstellung, angemessene Präsentation ein anderer. Die wertvollsten Exponate bleiben ungesehen, wenn keine Besucher kommen, wenn die Publicity nicht stimmt.

 Zunächst war ein Konzept zu erarbeiten. Der erste Grundsatz war und ist, den Menschen in Akyaka Kunst und Kultur attraktiv nahe zu bringen. Dabei sollten die lokalen Kunst und Kulturschaffenden genauso berücksichtigt werden wie überregionale oder gar nationale. Eine ausgewogene Mischung von Bildender Kunst, Dokumentationen und Kunsthandwerk sollte angeboten werden. Leichter gesagt als getan, wo die Künstler finden, wie das alles finanzieren und entsprechend an die Öffentlichkeit bringen? Im ersten Jahr beschränkte sich die Ausstellungssaison auf die Monate Juli, August und September, in denen Akyaka am belebtesten ist. Ab dem Jahre 2002 konnten wir, wegen der zunehmenden Bekanntheit des KSE die Ausstellungen mit den Feierlichkeiten zum 19.Mai verbinden und im zwei Wochen Rhythmus bis in den Oktober weiterführen. Die immer wiederkehrende Spannung vor den Ausstellungen und Eröffnungen macht den besonderen Reiz dieser Aufgabe aus.

 Am Vorabend der feierlichen Eröffnung saßen wir zusammen mit Nail Amca und Halet Hanım und diskutierten die vermutliche Teilnehmerzahl. 500 werden kommen, mindestens, sagte Nail Amca und er sollte recht behalten. Am nächsten Tag kamen mehr als 800…

 Manche der nachfolgenden Eröffnungen waren erfolgreich, manche weniger, aber die freudige und bange Erregung der Künstler ist immer die gleiche. Einmal sogar halfen nur drei(!) doppelte Raki, um den Künstler zu beruhigen. Bei einer Ausstellung stellt sich ein Künstler bloss, gibt sein Innerstes preis; begibt sich in eine sehr verletzliche Situation - ein hohes Risiko für den einzelnen. Die grossen Fragen „gefällt es den Besuchern? Verstehen sie mein Anliegen?“ stehen immer bedrückend im Raum. Wenn dann endlich das Tor geöffnet wird und die Besucher hereinströmen, läßt die Spannung etwas nach und geht in ein Hochgefühl über. Viele der Künstler können sich am nächsten Tage an die Eröffnung gar nicht mehr erinnern, die Zeit vergeht ihnen wie im Fluge.

Die Vorbereitungen für eine neue Saison beginnen schon mit dem Ende der Vergangenen. Schon Ende Dezember steht das Programm fest, danach wird der Katalog für die einzelnen Ausstellungen vorbereitet, es werden Fotos gemacht, Sponsoren gesucht, mit dem Drucker verhandelt, die Presse verständigt und der Salon muss auf Vordermann gebracht werden..

Mit Künstlern zu arbeiten, egal ob Freizeitmaler oder Berufskünstler ist reizvoll, aber auch nicht einfach. Fast alle sind Individualisten, haben Sonderwünsche die berücksichtigt werden müssen.

 Bis heute wurden 75 Ausstellungen von 53 verschiedenen Künstlern gezeigt von denen 24 außerhalb der Provinz Mugla kamen, darunter bekannte Namen wie die Maler Hasan Mutlu und Abdullah Taktak, die Bronzegiessereien von Cem Sağbil, der Karikaturist Muhittin Köroğlu oder die Keramiken von Nurdan Bozkurt. Getreu dem Konzept wird jedes Jahr auch einigen Künstlern aus der Gökova Region die Gelegenheit zur Ausstellung geboten, die Nachfrage ist mittlerweile groß und es ist oft schwierig eine richtige und gerechte Wahl zu treffen. Ich hoffe daß uns dies auch in dieser Periode gelungen ist.

(Für Nail Çakırhan und Halet Çambel)

Thomas Schmitz