Tierärzte in Gökova:

 

Hasan Ulaş Gökduman,
Gökova  0533 475 27 71

Göksel Bayramlı,
Gökova 246 6629


UNSER SCHUPPIGER BESUCHER
(von Jane Patterson, übersetzt von Bahar (Heike) Suseven)

Zeit: 16.00 Uhr, Montag, 14. Juli 2008 Ort: Göktur Sitesi, AKYAKA

Vier Leute stehen auf dem Rasen neben dem Garten meiner deutschen Nachbarin.

‘Kannst Du mal kommen und Dir was angucken?’ Ich trete zu ihnen und da im Passionsblumengesträuch sitzt ein halbmeterlanges Reptil. (Haben sie mich wohl gefragt weil ich so lange in Afrika gelebt habe frage ich mich ) … ich meine, das ist auf jeden Fall ein wildes Tier ABER WELCHES?

‘Es hat meinen Hibiskus gefressen…,’ berichtet mir Doris, eine passionierte Gärtnerin.

‘Ist das ein Chamäleon?’ fragt Ali, der die Wohnung über mir hat. (Das hier ist viel grösser und Chamäleons haben auch keine spitzen Stacheln auf dem Rücken – und auch nicht so einen ledrigen Bart, der aussieht aus könnte er aufgeblasen werden …. Ist das vielleicht so eine Art Waran? sinniere ich)

‘Ich weiss, wen ich fragen kann’ fällt mir ein … und rufe Heike auf ihrem Handy an. Sie fragt mich, ob es so ähnlich wie ein kleiner Dinosaurier aussieht …. Mmm … schon irgendwie – aber auch nicht ganz….

‘Ich komme,’ sagt sie und 5 Minuten drauf ist sie mit Thomas hier – jetzt sollten wir doch was genaueres erfahren.

Wir sind uns alle einig, dass das kein einheimisches türkisches Tier ist und gucken in Google nach, 5 Minuten später wissen wir dann, dass das ein kleiner Leguan ist (Iguana auf Englisch), dass er Pflanzen frisst, nicht angriffslustig und seine einzige Methode zur Selbstverteidigung ist, seinen Schwanz als Peitsche zu benutzen. (Ich hatte meine Katze schon eingeschlossen, während wir versuchten das alles ‘rauszufinden– Cleo ist bekannt für ihre Kühnheit and Neugier) Leguane können bis 2.5 m lang werden, werden aber in Gefangenschaft selten länger als 1.5m.

Heike hat sich schon Hals über Kopf in das Vieh verliebt, während Thomas seine Zweifel hat, wenn er an eine Zukunft mit Leguan denkt!

Thomas erzählt uns, dass Leguane als Haustiere gehalten werden und vermutet, dass vielleicht ein Urlauber beschlossen hat, diesen hier in Akyaka ‘abzuladen’, weil er zu gross geworden ist um ihn wieder mit nach Hause zunehmen. Seine Theorie ist nicht schlecht, jedes Jahr begleitet eine Anzahl Haustiere ihre Besitzer aus Izmir oder Istanbul oder Ankara hierher in den Urlaub und wenn die Leute dann sehen, dass es unseren Starssenhunden so gut geht, wird ihr eigenes Tier nicht mehr für die Rückfahrt nach Hause eingeplant.

Könnte Thomas recht haben – hat einer den Leguan einfach hiergelassen – ist das Akyaka’s ERSTES STRASSENREPTIL? Eine grosse Schildkröte tummelt sich gerade auf dem Rasen – hmmm hat die etwa auch jemand hier abgeladen?

Die Nachbarn von oben sind gerade gegangen, dafür ist ‘Hunde- Yasemin’ auf dem Weg hierher, auch sie nach einem Anruf – sie hat sicher auch ein paar Ideen.

Kurz bevor sie ankommt, versuchen wir noch mal näher in die Schlingpflanzen zu spähen, wo es sich versteckt hat, was dazu führt, dass es den Kurs ändert und sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit auf die Palme rettet, was wir mit grossen Bedenken sehen, weil wir alle schon an die zukünftigen Fangversuche denken.

In der nächsten halben Stunde erwägen wir die verschiedenen Möglichkeiten…

1 Heike könnte es mit heim nehmen ….
2 Wir könnten ein geeignetes Habitat finden…
3 Die Belediye könnte es ausrufen und vielleicht würde sich der vermeintliche Eigentümer melden…

Eigentlich ist aber nur die 2. Möglichkeit realistisch, wir sind uns alle einig, dass es nicht optimal wäre, es hier in der ‚site’ während der Ferienzeit zu lassen. Letztes Jahr hat der Enkel eines Nachbarn eine kleine Schlange gefunden und innerhalb von Tagen hatte der Gärtner die ganze Anlage vergiftet. Das einzige Opfer dieser Aktion war eine grosse getigerte Katze, die anfing durch ihr Fell zu bluten und ihr Ende als blutige Masse auf meinem Balkon fand…. Ein neues Habitat ist da doch viel besser.

Letztendlich ruft Yasemin Hasan an, den Tierarzt aus Kozlukuyu und 10 Minuten ist er da in seinem grünen Outfit, zusammen mit Salda in fleckenlosem Weiss. Unser Leguan- Freund ist mittlerweile mit Sonnenbaden beschäftigt und hat sich gemütlich auf einem Palmwedel drapiert- seiner ‚Sonnenliege’!

Wir überlegen währenddessen, wie wir ihn wohl fangen können und versuchen zugleich etwas Passendes für den Transport zu finden. Irgendwie hat aber unser reptiler Freund Wind von unseren Absichten gekriegt und lässt sich aus der Palme auf den Zitronenbaum darunter fallen. Der erste Sack, in den wir ihn stecken ist nicht gross genug und er entwischt in Windeseile durch eine kleine Öffnung. Er lässt sich dann auf Doris’ Balkon häuslich nieder. Yasemin rennt davon um eine Katzenkiste zu holen… Hasan hatte die Idee einen Freund anzurufen, der schon ein paar seltsame Tiere hat und der vielleicht in der Lage ist, unser faszinierendes Reptil aufzunehmen. Thomas findet einen gübre Sack und Heike und Hasan versuchen’s noch mal. Der Leguan erprobt seine Peitschenfähigkeiten an Heike aus, als sie ihn packt (glücklicherweise ist es nicht schlimm), dadurch können wir aber sehen, dass ihm ein Vorderbein fehlt und dass es säuberlich amputiert worden ist, er MUSS also einen Besitzer haben…oder gehabt haben….

Wir gehen alle Richtung Strasse auf dem Gartenweg. Hasan hält den leeren Dünger Sack mit einer Hand und telefoniert dabei mit seinem Freund, der den Leguan übernehmen soll. Er versucht ihm zu erklären, dass wir einen Leguan haben usw. usw. … und an dieser Stelle betritt ein weiterer Nachbar die Bühne.

Der junge Mann, der die ganze Zeit, in der wir mit unserer Reptilienjagd beschäftigt waren, völlig ins Saubermachen und Instandsetzen seiner Surfsegel vertieft war, die er im Schatten hinterm Haus ausgebreitet hatte, ist neu in unserer ‘site’ und wir haben noch nie miteinander geredet. Er sieht von seiner Arbeit auf, sieht unsere kleine Mannschaft von Akyaka Hayvan Sevenler (3.5 Deutsche, 1 Britin und 2.5 Türken) und hat offensichtlich gehört, was Hasan gerade sagte…

‘Halt, halt – Ihr habt einen Leguan gefunden? …. Das ist meiner,’ schreit er.

Verblüfft halten wir inne. Hasan und Thomas sind auf der Hut – der Leguan ist wertvoll, hat dieser junge Mann uns beobachtet und belauscht? Da brauchen wir doch mehr Eigentumsnachweise!

Thomas reagiert blitzschnell und fragt, ‘Wie viele Beine hat Dein Leguan?’

‘Drei,’ sagt Serdar Bey, wir gucken uns verblüfft an und brechen in schallendes Gelächter aus. Anderthalb Stunden diskutieren wir die Herkunft, das Wie und Woher unseres Fundes und wie wir ihn am Besten beschützen können und die ganze Zeit über ist sein Besitzer, seine Surfsegel flickend, nur 20m weg von uns!

Serdar klärt uns auf, dass sein Leguan bei gutem Wetter auf dem oberen Balkon und sonst im Haus lebt (weiss das der Hausbesitzer?) und noch nie ausgebrochen ist!

So geht jeder nach Hause, Heike mit gebrochenem Herzen, Thomas erleichtert und ich frage mich, ob ich meinen schuppigen Nachbarn wohl noch mal beim Sonnenbad auf den Palmwedeln sehen werde?

Thomas hatte Recht – der Leguan HATTE tatsächlich einen Besitzer!