Tierärzte in Gökova:

 

Hasan Ulas Gökduman,
Gökova  0533 475 27 71

Göksel Bayramlı,
Gökova 246 6629

GAS-Der Arbeitsgruppe Strassenhunde

 

    
 

Aus einer WDR-Sendung vom 29. September 2002 ?er das Tierheimprojekt in Fethiye

Strassenhunde in Fethiye (Türkei)
Von Richard Hofer

Das Grundproblem:
Strassenhunde sind in der Türkei ein altes, bisher noch immer ungelöstes Problem. Die Mehrzahl der Türken sehen in ihnen wilde, gefährliche Tiere, die Kinder jagen, beißen und Krankheiten übertragen. Der türkische Gesundheitsminister hat nach Angaben von türkischen Tierschützern angeblich die Devise ausgegeben, alle Hunde töten zu lassen, die keinen Besitzer haben.
Offiziell plant die Regierung ein verbessertes Tierschutzgesetz, das aber immer wieder blockiert wird. Viele Straßenhunde leben, sofern sie nicht erschossen, vergiftet oder an einsamen Orten ausgesetzt werden, in Tierheimen. Die sind oft miserabel ausgestattet, für die Hunde finden sich nur selten neue Besitzer.

Das Projekt in Fethiye
Ganz andere Wege geht die Stadt Fethiye, ein beliebter Touristenort an der Lykischen Küste. Vor allem auf Initiative des Bürgermeisters ließ die Gemeinde auf einem 43 Hektar großen Gelände ein Tierheim errichten. Ziel war es, zunächst eine Auffangstation für die herrenlosen Hunde zu errichten.
Doch Perihan Agnelli, die Leiterin des Tierheims, entwickelte ein langfristiges Konzept, das die Situation der Straßenhunde langfristig verbessern soll: Die Hunde werden im Tierheim zunächst gegen Zecken und Flöhe behandelt und medizinisch versorgt. Kranke Hunde werden in einer wenn auch etwas beengten Quarantänestation gepflegt, damit sie die gesunden Hunde im Tierheim nicht anstecken können. Danach werden alle Hunde kastriert. Sie bekommen eine Ohrmarke und werden an ihren angestammten Platz zurückgebracht. Das hat mehrere Effekte:

Straßenhunde können sich nicht länger vermehren.
Auch ein kastriertes Tier verteidigt sein Revier gegen neue Hunde.
Die Bürger erkennen an der Ohrenmarke, daß es sich um ein gesundes, kastriertes Tier handelt; somit wird bei der Bevölkerung die Akzeptanz von Straßenhunden insgesamt verbessert.
Hinzu kommt, daß kastrierte Hunde weniger aggressiv sind und dadurch auf weniger Ablehnung bei der Bevölkerung stoßen, die in der Türkei Hunden gegenüber prinzipiell eher negativ gegenübersteht.
Die Hunde werden von den Mitarbeitern des Tierheims, der örtlichen Bürgerpolizei oder von Privatleuten zur Kastration ins Tierheim gebracht. Privatleute bekommen pro abgegebenem Hund eine Fangprämie von rund 2 Euro. Jedes Jahr wechselt die Farbe der Ohrmarke, so daß insbesondere die Bürgerpolizei weiß, wann die Hunde zu einer Impfauffrischung ins Tierheim zurückgebracht werden sollten.
Inzwischen sind fast alle Straßenhunde in Fethiye kastriert. Vereinzelte Vorwürfe beziehungsweise Unterstellungen deutscher Tierschützer, die Hunde würden im Tierheim getötet und gar nicht mehr auf den Straßen von Fethiye auftauchen, sind nach unseren Recherchen unbegründet; wir haben in Fethiye jede Menge kastrierter Hunde mit Ohrmarke gesehen.

Mobile Tierklinik
Um den Aktionsradius zu vergrößern und zahlreichen Bitten jenseits von Fethiye entsprechen zu können, wurde im Frühjahr ein Bus mit integriertem Operationstisch gekauft. Diese mobile Tierklinik führt seitdem auch in entfernter gelegene Dörfer, um die Hunde zu kastrieren. Soweit die Hunde gesund sind, werden sie nach einer rund zweistündigen Aufwachphase an Ort und Stelle wieder ausgesetzt.
Um dies medizinisch verantworten zu können, achten die Tierärzte auf zwei Dinge: Zum einen wird, ganz im Gegensatz zu sonst ?üblichen Operationsmethoden in der Türkei, der Operationsschnitt möglichst klein gehalten. Zum anderen wird die Wunde unter der Haut vernäht, so daß der Hund den Faden nicht aufbeißen oder weglecken kann. Auch Katzen werden hin und wieder nach der gleichen Methode kastriert, sowohl in der mobilen Klinik wie auch im Tierheim in Fethiye.
Auch Rassehunde werden kastriert. Tierheimleiterin Agnelli lehnt die Unterscheidung zwischen guten Rassehunden und minderwertigen Straßenhunden ab. Sie wehrt sich prinzipiell gegen Hundezucht  angesichts der Massen von herrenlosen Hunden. Schließlich gebe es genügend Straßenhunde, die liebebedürftig sind und sich nach einem Besitzer sehnen.

Besucherprogramm
Grundsätzlich kann jeder das Tierheim in Fethiye besuchen. Insbesondere Schulklassen werden gezielt eingeladen. Gerade Kindern soll die Angst vor Hunden genommen werden, dabei sollen sie auch etwas über den richtigen Umgang mit Hunden lernen. Auf dem riesigen Areal, das nur zu einem Teil für die Hunde eingezäunt wurde, plant Perihan Agnelli ein Informations- und Ausbildungszentrum. Doch das scheitert bislang an Geld und Personal.

Finanzierung
Finanziert wird das gesamte Projekt, dessen laufende Kosten nach Angaben der Tierheimleiterin allein 5.000 Euro im Monat betragen, durch Privatleute und zahlreiche Hilfsorganisationen wie dem schweizerischen Marching Animal Welfare Trust, IFAW (Internationale Tierschutz-Fonds), RSPCA International und Stichting Buitenlandse Aseilen aus Holland. Die Münchener Tierhilfe Süden unterstützte das Projekt 2001 mit 34.000 Mark, finanzierte in diesem Jahr einen mehrwöchigen Aufenthalt einer Praktikantin aus Sofia und zahlt gegenwärtig für die beiden Tierärzte jeweils 1.000 Euro im Monat. Wichtige Garanten für das Gelingen des Projekts sind weitere freiwillige Helfer und Tierärzte sowie nicht zuletzt das persönliche und auch erhebliche finanzielle Engagement der Tierheimleiterin Perihan Agnelli.

Kontaktadresse:
Fethiye Hayvan Dostlari Dernegi
Perihan Agnelli
Degirmenbasi
Fethiye
Türkei
Relief center and Kennels:
Tel. 00 90 (5 32) 3 16 27 27
Tel./Fax 00 90 (2 52) 6 12 57 30
E-Mail: ragnelli@superonline.com

Das Straßenhundprojekt von Fethiye macht Schule. Das Tierheim in Mugla arbeitet inzwischen nach den gleichen Prinzipien wie in Fethiye; in Dalaman ist ein entsprechendes Projekt in der Planung. Im zentralanatolischen Küthaya leben circa 700 Hunde in einem Tierheim unter erbärmlichen Bedingungen. Perihan Agnelli hat nach einem Besuch in Küthaya Kontakt zum örtlichen Bürgermeister aufgenommen. Ab Oktober soll ihren Angaben zufolge dort ein Kastrationsprogramm beginnen, auch mit finanzieller Hilfe aus Fethiye.